Auto vs. GA: Der ultimative Kostenvergleich im Schweizer Unterhalt 2024
- Christian Henß
- 20. Nov.
- 11 Min. Lesezeit
Wer sich in der Schweiz zwischen einem eigenen Auto und dem öffentlichen Verkehr entscheiden muss, steht vor einer komplexen finanziellen Abwägung. Die meisten Pendler kalkulieren dabei nur die offensichtlichen Kosten – Treibstoff, Parkgebühren oder das Monatsticket. Doch die wahre finanzielle Dimension der Autohaltung offenbart sich erst bei einem detaillierten Blick auf alle Kostenfaktoren, insbesondere jene, die nicht als monatliche Rechnung ins Haus flattern. Die durchschnittlichen Gesamtkosten eines Autos überschreiten in der Schweiz schnell CHF 10'000 pro Jahr, wobei der mit Abstand größte Einzelposten – der Wertverlust – häufig komplett ignoriert wird.
Diese umfassende Analyse zerlegt transparent alle Komponenten des Kostenvergleichs zwischen Auto und General Abonnement (GA) für 2024. Du erfährst, wie sich Fixkosten, variable Betriebskosten und strategische Versicherungsentscheidungen auf deine jährliche Mobilitätsrechnung auswirken und welche Option für typische Pendelprofile finanziell überlegen ist. Die Zahlen basieren auf der bewährten TCS-Methodik und realistischen Durchschnittswerten aus dem Schweizer Alltag.
In diesem Artikel erfährst du:
Jährliche Gesamtkosten: Die Unterhaltskosten eines Autos in der Schweiz überschreiten oft CHF 10'000.
Wertverlust: Die massive Abschreibung (ca. 10% p.a.) ist der größte, oft unterschätzte Kostenfaktor.
GA-Vorteil: Das General Abonnement schlägt das Auto bei typischen Pendelprofilen finanziell deutlich.
Kostenkontrolle: Variable Betriebskosten lassen sich aktiv durch deinen Fahrstil beeinflussen und senken.
Kasko-Strategie: Die Wahl der optimalen Kaskodeckung muss dynamisch an das Fahrzeugalter angepasst werden.
Die Grundlagen: Jährliche Gesamtkostenanalyse im direkten Vergleich
Um eine fundierte finanzielle Entscheidung zwischen Auto und öffentlichem Verkehr treffen zu können, ist zunächst eine transparente Aufschlüsselung aller jährlichen Ausgaben für beide Mobilitätsformen notwendig. Viele Pendler konzentrieren sich dabei ausschließlich auf die monatlich sichtbaren Kosten wie Benzin oder das ÖV-Abonnement. Diese Betrachtungsweise greift jedoch deutlich zu kurz und führt zu erheblichen Fehleinschätzungen der tatsächlichen finanziellen Belastung. Die folgende Analyse integriert alle relevanten Kostenfaktoren und basiert auf einem durchschnittlichen jährlichen Pendelweg von 15'000 Kilometern sowie einem typischen Mittelklassewagen, wie er häufig in Schweizer Haushalten zu finden ist.
Die Unterscheidung zwischen fixen und variablen Kosten bildet dabei das fundamentale Grundgerüst für jeden seriösen Kostenvergleich. Während variable Kosten direkt von deiner Fahrleistung abhängen und sich durch bewusstes Verhalten beeinflussen lassen, fallen Fixkosten unabhängig davon an, ob dein Auto tatsächlich bewegt wird oder monatelang in der Garage steht. Gerade diese Fixkosten werden in ihrer Höhe und Bedeutung massiv unterschätzt.
1. Die zwei Säulen der Autobelastung: Fixkosten und Variable Kosten
Die jährlichen Unterhaltskosten eines Autos in der Schweiz setzen sich aus zwei grundlegend verschiedenen Komponenten zusammen. Das Verständnis dieser Unterscheidung ist entscheidend, um die tatsächliche finanzielle Belastung korrekt einzuschätzen und um zu erkennen, an welchen Stellschrauben du überhaupt drehen kannst.
#### 1.1 Fixkosten beim Auto in der Schweiz: Die unsichtbare Last
Die Fixkosten stellen für viele Autobesitzer den größten finanziellen Schockfaktor dar, sobald sie diese erstmals detailliert analysieren. Diese Kosten entstehen kontinuierlich, selbst wenn dein Fahrzeug über längere Zeiträume nicht genutzt wird. Sie repräsentieren den "Grundpreis" des Autobesitzes und lassen sich nur durch den Verkauf des Fahrzeugs eliminieren.
Typische jährliche Fixkosten (geschätzte Mittelwerte für die Schweiz):
Fahrzeugversicherung (Haftpflicht & Kasko): Die Versicherungsprämie variiert erheblich je nach Wohnkanton, Alter und Fahrerfahrung des Halters, gewählter Deckungsstufe sowie Fahrzeugtyp. Für einen umfassenden Vollkaskoschutz musst du realistisch mit CHF 1'800 bis CHF 2'500 pro Jahr rechnen. In Kantonen mit höheren Prämien oder bei jüngeren Fahrern können diese Werte noch deutlich darüber liegen.
Motorfahrzeugsteuer und Verkehrsabgaben: Diese variieren aufgrund der kantonalen Hoheit über die Tarifgestaltung erheblich. Während einige Kantone moderate Gebühren erheben, können andere deutlich höhere Beträge verlangen. Ein realistischer Durchschnittswert liegt bei etwa CHF 300 bis CHF 500 jährlich, wobei dieser Betrag für größere Fahrzeuge oder höhere Hubraumklassen merklich steigen kann.
Service und Unterhalt (anteilig umgelegt): Selbst wenn der umfangreiche Service erst in zwei oder drei Jahren fällig wird, musst du diese Kosten anteilig in deine jährliche Kalkulation einbeziehen. Für regelmäßige Ölwechsel, kleinere Reparaturen, Verschleißteile und die allgemeine Wartung solltest du jährlich CHF 600 bis CHF 900 zurücklegen. Bei älteren Fahrzeugen oder Modellen mit bekannten Schwachstellen kann dieser Wert deutlich höher ausfallen.
Parkplatzkosten: Für Pendler mit festem Arbeitsplatz in städtischen Gebieten oder Bewohner von Ballungszentren sind monatliche Parkplatzkosten von CHF 150 bis CHF 350 durchaus üblich. Selbst bei konservativer Rechnung mit CHF 150 pro Monat ergeben sich CHF 1'800 pro Jahr. In Zürich, Genf oder Basel können diese Kosten noch erheblich höher liegen.
Zusammenfassend lassen sich die reinen Fixkosten (noch ohne Berücksichtigung des Wertverlusts) eines durchschnittlichen Autos leicht auf über CHF 5'000 pro Jahr beziffern – und zwar bevor überhaupt ein einziger Kilometer gefahren wurde. Diese Erkenntnis verändert die Perspektive auf die Wirtschaftlichkeit des Autobesitzes fundamental.
#### 1.2 Variable Kosten: Der tägliche Verbrauch
Die variablen Kosten werden direkt durch deine Fahrleistung und dein Fahrverhalten beeinflusst. Sie bieten damit den wichtigsten Ansatzpunkt für aktives Kostenmanagement, da du durch bewusste Entscheidungen hier unmittelbar Einfluss nehmen kannst.
Treibstoffkosten: Bei einer jährlichen Fahrleistung von 15'000 Kilometern, einem durchschnittlichen Verbrauch von 7,5 Litern pro 100 Kilometer und einem Benzinpreis von CHF 1,90 pro Liter ergeben sich jährliche Treibstoffausgaben von etwa CHF 2'137. Ein aggressiver Fahrstil mit häufigen Beschleunigungen und Verzögerungen kann diesen Wert problemlos um 15% bis 20% erhöhen, während eine vorausschauende, gleichmäßige Fahrweise messbare Einsparungen ermöglicht. Bei Dieselfahrzeugen fallen die Treibstoffkosten aufgrund des niedrigeren Verbrauchs und oft günstigeren Literpreises etwas geringer aus.
Reifenverschleiß und Ersatz: Die Schweizer Witterungsbedingungen erfordern den saisonalen Wechsel zwischen Winter- und Sommerreifen. Ein kompletter Reifensatz für beide Jahreszeiten muss alle vier bis sechs Jahre ersetzt werden, abhängig von Fahrleistung und Fahrstil. Umgelegt auf ein Jahr solltest du mindestens CHF 300 bis CHF 500 für Reifenersatz, Montage und Einlagerung kalkulieren. Premium-Reifen oder größere Dimensionen treiben diese Kosten weiter nach oben.
Reparaturen und Verschleiß: Abseits der geplanten Servicetermine fallen häufig kleinere Reparaturen und der Austausch von Verschleißteilen an – seien es Bremsbeläge, Scheibenwischer, Glühbirnen oder andere Komponenten. Konservativ gerechnet solltest du hierfür weitere CHF 400 pro Jahr zurücklegen. Bei älteren Fahrzeugen steigt dieser Betrag erfahrungsgemäß deutlich an.
Die variablen Kosten summieren sich damit schnell auf über CHF 3'000 pro Jahr, was bereits eine beachtliche Summe darstellt. Doch der tatsächlich größte Kostenfaktor fehlt in dieser Rechnung noch vollständig.
Die Achillesferse: Wertverlust als größte versteckte Ausgabe
Der mit Abstand größte Einzelposten beim Autobesitz, der in alltäglichen Kalkulationen notorisch ignoriert wird, ist der kontinuierliche Wertverlust deines Fahrzeugs. Dieser Faktor verändert das Ergebnis des Kostenvergleichs zwischen Auto und öffentlichem Verkehr fundamental und erklärt, warum viele Menschen die tatsächlichen Kosten ihres Autos massiv unterschätzen.
Der Wertverlust erscheint nicht als monatliche Rechnung in deinem Briefkasten und verursacht keine unmittelbare Abbuchung von deinem Konto – dennoch ist er real und messbar. Er repräsentiert den entgangenen Vermögenswert, der sich jeden Tag, an dem du dein Auto besitzt, verflüchtigt. Seriöse Kostenanalysen, wie sie beispielsweise der TCS durchführt, berücksichtigen diesen Faktor konsequent.
Ein Neuwagen verliert typischerweise im ersten Jahr etwa 15% bis 25% seines Kaufpreises, in den Folgejahren flacht diese Kurve etwas ab, bleibt aber weiterhin signifikant. Selbst bei einem moderaten Mittelklassewagen mit einem Anschaffungspreis von CHF 45'000 bedeutet dies einen jährlichen Wertverlust von CHF 4'500 bis CHF 9'000 in den ersten Jahren. Für diese Analyse verwenden wir konservativ eine jährliche Abschreibungsrate von 10% für ein Fahrzeug, das bereits einige Jahre alt ist, aber noch aktiv genutzt wird – also CHF 4'500 pro Jahr.
Wenn du diesen massiv unterschätzten Posten in die Gesamtkalkulation einbeziehst, steigt die jährliche Gesamtbelastung eines durchschnittlichen Autos auf über CHF 12'000 bis CHF 13'000. An diesem Punkt kippt der Kostenvergleich dramatisch zugunsten des öffentlichen Verkehrs – eine Erkenntnis, die viele Autobesitzer überrascht.
2. Die Struktur der Kosten beim öffentlichen Verkehr (ÖV)
Im deutlichen Gegensatz zur komplexen und vielschichtigen Berechnung der Autokosten ist die Kostenstruktur des öffentlichen Verkehrs transparent, planbar und weitgehend fix. Für Pendler in der Schweiz dominieren zwei Hauptoptionen: das Generalabonnement (GA) für maximale Flexibilität oder die Halbtax-Karte in Kombination mit Einzelfahrten für selektivere Nutzung.
#### 2.1 Generalabonnement (GA) vs. Halbtax-Abonnement
Das GA bietet uneingeschränkte Mobilität auf dem gesamten Netz des öffentlichen Verkehrs in der Schweiz – Züge, Busse, Trams, Schiffe und sogar viele Bergbahnen. Es stellt damit den direktesten Vergleich zum eigenen Auto dar, da es dir ähnliche Flexibilität ermöglicht, ohne dass du bei jeder Fahrt über die Kosten nachdenken musst.
Generalabonnement (GA): Die Kosten für ein neues GA liegen aktuell bei etwa CHF 3'860 pro Jahr für die 2. Klasse beim Jahresabonnement (nicht auf Firmenbasis). Für die 1. Klasse steigt dieser Betrag auf rund CHF 6'300. Vergünstigungen gibt es für Jugendliche, Senioren und in bestimmten Firmenvereinbarungen.
Halbtax-Abonnement: Die Grundgebühr für die Halbtax beträgt derzeit CHF 185 pro Jahr. Damit erhältst du 50% Ermäßigung auf nahezu alle Fahrten im öffentlichen Verkehr. Für Pendler mit hohem Fahrvolumen lohnt sich das GA in der Regel schneller als die Halbtax-Kombination. Der Break-even liegt etwa dann, wenn deine jährlichen Vollpreis-Ticketkosten CHF 7'720 übersteigen würden.
Um zu bestimmen, welche Option für dich optimal ist, solltest du deine regelmäßigen Fahrten über einen Monat dokumentieren und hochrechnen. Viele regelmäßige Pendler stellen dabei fest, dass das GA bereits nach wenigen Monaten günstiger ist als die Halbtax-Variante.
#### 2.2 Variable Kosten beim ÖV
Beim öffentlichen Verkehr existieren im Gegensatz zum Auto praktisch keine direkten variablen Kosten im Sinne von Kraftstoff oder Verschleißteilen. Die Kostenstruktur bleibt über das Jahr hinweg stabil und vorhersehbar. Eventuelle Zusatzkosten können entstehen durch:
Zuschläge: Für bestimmte Nachtnetzzuschläge, spezielle touristische Strecken (wie manche Bergbahnen) oder internationale Verbindungen, die nicht vollständig im GA inkludiert sind. Für den typischen täglichen Pendler sind diese Kosten jedoch vernachlässigbar.
Gepäck/Fahrrad: Falls du regelmäßig ein Fahrrad oder größere Gepäckstücke mitnimmst, können zusätzliche Kosten anfallen. Ein Velo-Tageskarte kostet beispielsweise CHF 14, ein Jahresabonnement für Fahrradmitnahme liegt bei etwa CHF 240.
Die wesentlichen ÖV-Kosten konzentrieren sich somit auf die Abonnementgebühr, was einen enormen Vorteil in der Budgetplanung darstellt. Du weißt exakt, welche Kosten auf dich zukommen, und musst keine unerwarteten Reparaturen oder schwankende Treibstoffpreise einkalkulieren.
3. Der definitive Kostenvergleich und die ökonomische Entscheidungsgrundlage
Erst wenn wir alle realistisch berechneten Kostenfaktoren systematisch gegenüberstellen, wird die tatsächliche finanzielle Dimension der Entscheidung zwischen Auto und öffentlichem Verkehr sichtbar. Die folgende Tabelle nutzt die konservativen Schätzungen für ein durchschnittliches Mittelklasseauto – einschließlich des kritischen Wertverlusts von CHF 4'500 – und stellt diese den transparenten Kosten des GA in der 2. Klasse gegenüber.
| Kostenfaktor | Auto (Jährlich, inkl. Wertverlust) | ÖV (GA 2. Klasse) |
| :--- | :--- | :--- |
| Fixkosten (Versicherung, Steuer, Parken, Servicepuffer) | CHF 6'500 | CHF 0 (im Abonnement verrechnet) |
| Variable Kosten (Treibstoff, Reifen) | ca. CHF 2'800 | CHF 0 |
| Wertverlust (Typischer Abschlag) | CHF 4'500 (konservativ) | CHF 0 |
| Abonnement/Ticketkosten | CHF 0 | CHF 3'860 |
| Geschätzte jährliche Gesamtkosten | CHF 13'800 | CHF 3'860 |
Die implizite jährliche Ersparnis beim Umstieg vom Auto auf das GA beträgt somit knapp CHF 10'000. Selbst wenn du nur die halbe Wertverlustrate ansetzt oder einzelne Kostenpositionen niedriger kalkulierst, bleibt das Auto finanziell deutlich teurer. Diese Differenz entspricht mehr als zwei Monatslöhnen eines durchschnittlichen Schweizer Arbeitnehmers und eröffnet erhebliche finanzielle Spielräume – sei es für Altersvorsorge, Weiterbildung oder andere Lebensziele.
Selbst in einem Szenario, in dem du nur die Halbtax nutzt und Einzeltickets kaufst, müsstest du jährlich Fahrten im Wert von über CHF 10'000 (Vollpreis) unternehmen, um die Gesamtkosten des Autos zu erreichen – ein Pensum, das selbst intensive Pendler selten erreichen.
4. Steuerung der Kosten: Optimierungsmöglichkeiten und Ausnahmen
Obwohl der Kostenvergleich massiv zugunsten des öffentlichen Verkehrs ausfällt, gibt es spezifische Szenarien und Optimierungsstrategien, die das Auto zumindest relativ günstiger machen oder seine Nutzung aus nicht-finanziellen Gründen rechtfertigen können. Das Verständnis dieser Stellschrauben ermöglicht dir eine fundiertere Entscheidung basierend auf deiner individuellen Situation.
#### 4.1 Optimierung der Auto-Unterhaltskosten
Um deine jährlichen Ausgaben für das Auto zu reduzieren, solltest du dich auf zwei kritische Bereiche konzentrieren, in denen substantielle Einsparungen möglich sind:
Versicherung strategisch optimieren: Bei älteren Fahrzeugen – typischerweise über zehn Jahre alt mit einem Marktwert unter CHF 5'000 – solltest du die Vollkaskoversicherung kritisch hinterfragen. Der Wechsel zu einer reinen Teilkaskoversicherung kann dir jährlich CHF 800 bis CHF 1'000 einsparen. Die Vollkasko macht ökonomisch nur Sinn, wenn der Wiederbeschaffungswert des Fahrzeugs hoch genug ist, um die Prämien zu rechtfertigen. Eine einfache Faustregel: Übersteigen die jährlichen Kaskoprämien mehr als 10% des aktuellen Fahrzeugwerts, lohnt sich der Umstieg auf Teilkasko.
Zusätzlich kannst du durch Erhöhung des Selbstbehalts (beispielsweise von CHF 500 auf CHF 1'000) die jährlichen Prämien weiter senken. Diese Strategie macht vor allem dann Sinn, wenn du über ausreichende finanzielle Reserven verfügst, um im Schadensfall den höheren Selbstbehalt problemlos zu tragen.
Fahrweise und präventive Wartung: Deine Fahrweise hat direkten Einfluss auf den Treibstoffverbrauch und die Lebensdauer von Verschleißteilen. Aggressives Fahren mit häufigen Beschleunigungen und abruptem Bremsen erhöht den Kraftstoffverbrauch um bis zu 20% und beschleunigt den Verschleiß von Reifen, Bremsbelägen und anderen Komponenten erheblich. Eine vorausschauende, gleichmäßige Fahrweise ist die direkteste und wirksamste Möglichkeit, deine variablen Kosten zu kontrollieren.
Ebenso wichtig ist die präventive Wartung: Regelmäßige Ölwechsel, Kontrolle des Reifendrucks und rechtzeitige Behebung kleinerer Mängel verhindern teure Folgeschäden. Ein vernachlässigtes Fahrzeug entwickelt überproportional höhere Reparaturkosten.
#### 4.2 Szenarien, in denen das Auto ökonomisch vertretbarer wird
Der Besitz eines Autos wird finanziell sinnvoller oder zumindest vertretbarer, wenn bestimmte Rahmenbedingungen vorliegen, die den öffentlichen Verkehr weniger attraktiv machen:
Extrem lange Pendelstrecken mit schlechter ÖV-Anbindung: Wenn dein Arbeitsweg mit dem Auto 45 Minuten dauert, mit dem öffentlichen Verkehr jedoch aufgrund mehrfacher Umstiege, langer Wartezeiten und ungünstiger Verbindungen 1 Stunde 45 Minuten oder mehr beansprucht, kann der Zeitfaktor den finanziellen Nachteil teilweise aufwiegen. Zeit ist ein wertvolles Gut, und die gewonnenen täglichen 2 Stunden Lebenszeit können – je nach persönlicher Bewertung – die Mehrkosten rechtfertigen.
Sehr hohe jährliche Fahrleistung: Wenn du deutlich mehr als 15'000 Kilometer pro Jahr fährst – beispielsweise 25'000 oder 30'000 Kilometer – sinken die Fixkosten pro gefahrenem Kilometer. Gleichzeitig würdest du mit dem ÖV möglicherweise zusätzliche Kosten für Fahrten verursachen, die nicht durch das GA abgedeckt sind, oder mehrere Abonnements benötigen.
Familienhaushalte mit besonderen Anforderungen: Für Familien mit kleinen Kindern, die regelmäßig Kinderwagen, Einkäufe, Sportausrüstung oder andere umfangreiche Gegenstände transportieren müssen, bietet das Auto eine Flexibilität, die der öffentliche Verkehr kaum bieten kann. Auch regelmäßige Fahrten zu Freizeitaktivitäten an schlecht erschlossenen Orten (Sportvereine, Freunde in ländlichen Gebieten) können das Auto praktisch unverzichtbar machen.
Berufliche Anforderungen: Gewisse Berufe erfordern eine hohe Mobilität und die Fähigkeit, kurzfristig verschiedene Standorte anzufahren – beispielsweise im Außendienst, in der Pflege oder im Handwerk. Hier ist das Auto oft eine berufliche Notwendigkeit, wobei die Kosten steuerlich teilweise abgesetzt werden können.
Kombination von Auto und ÖV: Eine zunehmend beliebte Strategie ist die Kombination beider Verkehrsmittel. Du nutzt den öffentlichen Verkehr für den täglichen Pendelweg zur Arbeit (GA oder Halbtax) und hältst ein günstiges Zweitfahrzeug oder Car-Sharing für spezifische Situationen bereit. Dies optimiert die Kostenstruktur erheblich, da du die hohen Fixkosten des Autobesitzes minimierst, ohne vollständig auf die Flexibilität verzichten zu müssen.
Klarheit bei der Mobilitätswahl: Die finanzielle Realität in der Schweiz
Die systematische Analyse aller jährlichen Mobilitätskosten führt zu einer eindeutigen finanziellen Aussage: Der öffentliche Verkehr, insbesondere über das Generalabonnement, stellt für den durchschnittlichen Pendler die deutlich kosteneffizientere Lösung dar. Während die sichtbaren variablen Kosten des Autos wie Treibstoff schnell ins Gewicht fallen, wird die Gesamtbilanz entscheidend durch die oft unterschätzten Fixkosten dominiert – allen voran die hohen Versicherungsprämien, Steuern, Parkgebühren und insbesondere den massiven, kontinuierlichen Wertverlust.
Die jährlichen Gesamtkosten von über CHF 13'000 für ein durchschnittliches Auto stehen lediglich CHF 3'860 für das GA gegenüber – eine Differenz von knapp CHF 10'000, die mehr als nur eine marginale Abweichung darstellt. Diese Summe entspricht einem erheblichen Teil des verfügbaren Einkommens und eröffnet bei bewusster Umschichtung substantielle finanzielle Spielräume für andere Lebensbereiche wie Altersvorsorge, Weiterbildung, Wohneigentum oder Freizeitgestaltung.
Trotz dieser klaren Zahlen bleibt die Entscheidung letztlich eine individuelle Abwägung zwischen finanzieller Rationalität und persönlichen Prioritäten. Die Optimierung des Autobesitzes durch strategische Versicherungswahl, bewusste Fahrweise und präventive Wartung kann die Ausgaben zwar spürbar senken, doch die grundlegende Kostendifferenz bleibt bestehen. Nur bei extremen Fahrleistungen, unzureichender ÖV-Anbindung oder spezifischen beruflichen oder familiären Anforderungen lassen sich die Mehrkosten sachlich rechtfertigen.
Blicken wir in die Zukunft der Schweizer Mobilität, zeichnen sich weitere Veränderungen ab: Die fortschreitende Elektrifizierung könnte die variablen Kosten des Autos reduzieren, während verbesserte ÖV-Angebote und flexible Mobilitätslösungen wie Car-Sharing die Wahlmöglichkeiten erweitern. Gleichzeitig werden städtische Verdichtung und Umweltbewusstsein den Druck auf die individuelle Automobilität weiter erhöhen. Wer heute seine Mobilitätsentscheidung trifft, sollte nicht nur die aktuellen Kosten betrachten, sondern auch die mittelfristige Entwicklung dieser Faktoren in seine Überlegungen einbeziehen.
Die zentrale Frage lautet letztlich: Bist du bereit, jährlich knapp CHF 10'000 zusätzlich zu investieren, um die Flexibilität und Autonomie eines eigenen Autos zu genießen? Oder gewinnst du mehr finanzielle Freiheit und Lebensqualität durch den Umstieg auf den öffentlichen Verkehr und die bewusste Nutzung der eingesparten Mittel für andere Ziele? Die Antwort auf diese Frage ist höchst persönlich – doch sie sollte auf einer klaren Kenntnis der tatsächlichen Kosten basieren, nicht auf vagen Vermutungen oder selektiver Wahrnehmung einzelner Ausgabenposten.
